Geschichte der Optik: Rathenow, die Stadt der Optik
Die Geschichte der optischen Industrie in Deutschland ist eng mit der Stadt Rathenow verbunden – dem historischen Zentrum der Brillenglasfertigung. Hier begann die Entwicklung der heutigen Brillenglas-Technologie Deutschlands, die Ophthalmica bis heute prägt und weiterführt
Die Familie Duncker und der Beginn der deutschen Optikindustrie
Der Prediger Johann Heinrich August Duncker (1767–1843) gilt als Begründer der optischen Tradition in Rathenow. Aus seiner Leidenschaft für die Optik entstand der Grundstein der heutigen Brillenglasfertigung in Deutschland.
Da er als Prediger kein Gewerbe betreiben durfte, beantragte Duncker beim preußischen König Friedrich Wilhelm III. ein königliches Privileg zur Gründung einer optischen Industrieanstalt.
Am 10. März 1801 erhielt er das königliche Privileg, eine optische Industrieanstalt zu betreiben, und gleichzeitig patentierte er seine neu entwickelte Vielschleifmaschine.
Seine ersten Mitarbeiter waren invalide Soldaten und Waisenkinder, die hier Arbeit und Einkommen fanden. Die Produktionsräume befanden sich im Pfarrhaus am Kirchplatz 12 in Rathenow. Unterstützt wurde Duncker von seinem Partner Samuel Christoph Wagener, der als Hauptfinanzier und Vertriebsleiter tätig war.
Vom Handwerksbetrieb zur industriellen Brillenglasfertigung
Zwischen 1801 und 1806 entwickelte sich das Unternehmen rasant. Der erste Produktkatalog erschien 1803, und neue Werkstätten wurden in mehreren Städten Deutschlands eröffnet.
Nach wirtschaftlich schwierigen Jahren (1806–1815) konnte sich die Produktion wieder ausweiten. Dunckers Sohn Eduard Duncker (1797–1878) übernahm 1820 die Leitung der Firma. Unter seiner Führung wurde das Sortiment erweitert und der Vertrieb professionalisiert.
Die Firma zog mehrfach um und erhielt 1834 in der Berliner Straße 5 ihren dauerhaften Sitz. Eduard führte Maschinen für Heimarbeiter ein – sogenannte „Waschküchenbetriebe“ –, wodurch die Produktion dezentral ausgeweitet wurde.
Nach 26 Jahren übergab er die Leitung an seinen Neffen Emil Busch (1820–1888), unter dessen Führung sich das Unternehmen zu einem modernen Industriebetrieb entwickelte. Damit legte Busch die Grundlage für spätere Unternehmen wie Ophthalmica die diese Tradition bis heute fortführen.
Rathenow wird die Stadt der Optik
Im Jahr 1896 existierten bereits 163 optische Betriebe in Rathenow – die Stadt galt als Zentrum der deutschen Optik. Einer der größten Hersteller von Brillengläsern hoher Qualität war das Unternehmen Nitsche & Günther, das sich insbesondere auf die Brillenglasfertigung spezialisierte. Der Name „Stadt der Optik“ wurde in dieser Zeit geprägt und ist bis heute untrennbar mit Rathenow verbunden.
Vom Weltkrieg zur DDR-Optikindustrie
Der Erste Weltkrieg und die Weltwirtschaftskrise bremsten die optische Industrie stark aus. Viele Betriebe mussten schließen oder ihre Produktion auf militärische Güter umstellen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden zahlreiche Betriebe enteignet und im März 1946 zur „Rathenower Optische Werke mbH“ zusammengefasst. Daraus entstand 1948 der Volkseigene Betrieb Rathenower Optische Werke (VEB ROW), später Teil des Kombinats Carl Zeiss Jena. Bis 1989 war dieser Betrieb mit über 4400 Beschäftigten der einzige Hersteller von Brillen in der DDR. Viele Technologien aus dieser Zeit bildeten die Grundlage für heutige Produktionsverfahren in der modernen Brillenglasfertigung Deutschlands.
Rathenow nach 1990 – moderne Fertigung Deutschland
Nach der politischen Wende gründeten sich in Rathenow neue, innovative Unternehmen. Darunter auch Ophthalmica Brillengläser, die im Mai 1992 mit nur acht Mitarbeitern ihre Produktion aufnahmen. Heute steht Ophthalmica für Präzision, High-Tech Brillenglas und nachhaltige Produktion in Brandenburg. Weitere Unternehmen wie Fielmann, Solira, Obrira, Scharnbeck oder Askania Mikroskoptechnik sind Teil des regionalen Kompetenznetzwerks für optische Technologien.
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Rathenow heute – Zentrum der Brillenglas Technologie Deutschland
Auch im 21. Jahrhundert bleibt Rathenow ein führender Standort der optischen Industrie. Neben der Fertigung ist die Stadt durch das Bildungs- und Technologiezentrum für Augenoptik des Landes Brandenburg ein Ausbildungszentrum für Fachkräfte. Kunst und Kultur sind weiterhin eng mit der Optik verbunden: Der Optikpark Rathenow und das Optik Industrie Museum ziehen jedes Jahr zahlreiche Besucher an. Sie dokumentieren eindrucksvoll die Innovation der Optik und die Entwicklung der Brillenglas-Technologie in Deutschland über mehr als zwei Jahrhunderte.

Quelle: www.oimr.de , www.rathenow.de